Schulsport in den 1970er und 1980er Jahren

 


Was hatten sich alle gefreut auf die Eröffnung und Inbetriebnahme der beiden großen Sporthallen ca. ein Jahr nach Bezug des neuen Schulgebäudes! Für die Schüler des ehemaligen Gymnasiums hatte es jahrzehntelang ja nur die alte kleine Halle aus braunen Ziegelsteinen gegenüber dem Schloss gegeben (auf dem heutigen Belleriveplatz), den Schülern der ehemaligen Haupt- und Realschule hatte überhaupt keine Halle zur Verfügung gestanden. Und jetzt, 1972, konnten Lehrer wie Schüler mit Freude und Stolz die beiden größten Sporthallen des damaligen Kreises Limburg „in Besitz nehmen“: die große Sporthalle oben mit internationalen Spielfeldmaßen und die langgezogene Halle davor, nach kurzer Zeit „Turnhalle“ genannt. Allerdings hatte es schon bei der Eröffnungsfeier kritische Töne und bemerkenswert wenig Lob von der Presse gegeben.
So hatten z. B. die Architekten offensichtlich wenig von farblicher Gestaltung gehalten, vielleicht hatten sie auch nur der behördlichen Vorgabe folgen müssen. Auf jeden Fall war grau die bestimmende Farbe in den Hallen - von der Decke über die Außenwände aus Sichtbeton und die Trennwände bis hin zum Boden - unterbrochen nur vom Dunkelrot der Backsteinfelder an den beiden Längsseiten. Farbig leuchteten lediglich die Spielfeldlinien auf dem Boden. Aber nicht nur an Farbe war gespart worden. Man hatte z. B. auch auf abschließbare Tore vor den Geräteräumen in beiden Hallen verzichtet. Die Geräteräume der einzelnen Hallenteile selbst waren nach den damals geltenden Richtlinien ziemlich spartanisch ausgestattet: jeweils Barren, Sprungbrett, zwei Kasten, Mattenwagen und Metallschrank - natürlich auch in grau gehalten - für Kleinmaterialien und Bälle. Die Decken in den Geräteräumen waren mit dünnen hellgrauen – wie sonst? – Blechlamellen verkleidet, die aber schon bald von den Schülern z. B. beim Bewegen von Hochsprungständern der Reihe nach „abgehängt“ und nach einigen Jahren dann ganz entfernt wurden, weil sie mittlerweile eine Gefahr darstellten.


Weder auf der Tribüne der Sporthalle gab es eine Fluchttür noch in der Turnhalle. Die mussten einige Jahre später aus den Betonwänden an der jeweiligen Stirnseite von Sporthalle und Turnhalle herausgeschnitten werden. Lautsprecheranlage und Anzeigetafel in der Sporthalle wurden vor allem auf Betreiben des Limburger Hockeyclubs, der in der Halle seine Bundesligaspiele austrug, erst 1977 installiert. Auch was die Verkleidung der Wände von außen betraf, hatten sich die Architekten nicht unbedingt an der Schulrealität orientiert. Die Wände in dem Bereich vor den Eingangstüren zwischen den beiden Hallen – hier warteten üblicherweise viele Schüler vor Unterrichtsbeginn - waren mit dünnen grauen Eternitplatten über einer Styropordämmung verkleidet; ein zwei Meter breiter Streifen unmittelbar davor war mit dicken Kieselsteinen belegt. Natürlich boten sich die Kieselsteine für die Fußballbegeisterten als willkommene Schuss-Objekte an - mit der Folge, dass nach und nach immer mehr Eternitplatten durchlöchert waren und ersetzt werden mussten, bis dann irgendwann gegen Ende der 1970er Jahre das Kieselsteinbeet gegen ein Pflanzbeet ausgetauscht wurde.


Als viel problematischer erwiesen sich in den 1970er und 1980er Jahren aber die großen Flachdächer. Die Dachdecker hatten quasi eine Dauerbaustelle mit Dauerbeschäftigung. Immer wieder regnete es durch. Unten in den Hallen mussten mit Turnbänken und rot-weißen „Hütchen“ die Pfützen markiert und die betreffenden Flächen gesperrt werden, was den Unterricht oft behinderte. Das erwies sich vor allem deswegen als schwierig, weil die Schülerzahl Mitte der 1970er Jahre auf ca. 2500 gestiegen war. Der normale Sportunterricht fand weitgehend an Vormittagen statt. Die Sporthalle oben war grundsätzlich mit drei Klassen/Gruppen mit jeweils 30 bis 35 Schülern parallel belegt und die Turnhalle unten oft auch mit vier Klassen. Ein Ausweichen oder Zusammenrücken bei Bodennässe war damals kaum möglich.


Besser wurde die Situation, als 1973 die Spiel- und Leichtathletikanlagen außen zu nutzen waren. Fertiggestellt wurden sie erst 1975/76, wobei man aber auch hier gespart und auf eine Einzäunung des Geländes verzichtet hatte. Das führte allerdings immer wieder dazu, dass z. B. abends und an Wochenenden die Spielfelder mit tiefen Fahrspuren „verziert“ wurden, die von Rennen und Bremsmanövern von Fahrrädern, Mopeds und auch Autos herrührten. Weitsprunggruben mussten oft vor der Benutzung von Glasscherben und Flaschenresten gesäubert werden. Ein gefährlicher und unhaltbarer Zustand. 1981 wurde endlich nicht nur das Sportgelände mit einem Zaun versehen, sondern es wurden zur Abschirmung in Richtung Niederhadamarer Feld auch Bäume und Sträucher gepflanzt. Das war zwar einerseits ein guter Fortschritt, erschwerte aber andererseits z. B. die Suche von Bällen nach entsprechenden Fehlwürfen.


Im gleichen Jahr wurde die erste Renovierung der Sporthalle – u. a. ein neuer Innenanstrich und Schwingtore vor den Geräteräumen – abgeschlossen. Ca. 10 Jahre nach der Inbetriebnahme der Hallen und der Außenanlagen waren damit wesentliche Planungsfehler beseitigt. Was allerdings weiterhin problematisch blieb, war der Gerätebestand und der Umgang damit. Vor allem Kleingeräte und Bälle waren nicht ausreichend vorhanden. Sie waren anfangs in minimaler Stückzahl in den Geräteraum-Schränken, die den einzelnen Hallenteilen zugeordnet waren, deponiert. Wer als Sportlehrer für seine Klasse, wie schon erwähnt, damals in der Regel mehr als 30 Schüler, in einem Hallenteil mehr Bälle zum Üben zur Verfügung haben wollte, musste sie mit Hilfe von Schülern zu Beginn der Unterrichtsstunde aus den anderen Hallenteilen „zusammensuchen“. Da fanden dann oft am Anfang und am Ende der Stunde wahre und sehr zeitintensive „Schülerwanderungen“ längs und auch quer durch die Hallenteile statt. Dieses hinderliche Prozedere führte u. a. dazu, dass Sportlehrer (und auch Sportlehrerinnen!) Bälle in ihrem abschließbaren Spint in ihrem Umkleideraum „bunkerten“, um sie jederzeit zur Verfügung zu haben - wodurch natürlich diese Bälle der Nutzung durch die Allgemeinheit entzogen waren. Das passierte immer wieder einmal, natürlich zum Unwillen der übrigen Kollegen - bis einmal diese Lehrer ihren Schrank abzuschließen vergaßen: Die Bälle wurden entnommen, mit „FJLS“ gekennzeichnet und wieder in die offiziellen Ballschränke zurückgelegt und die „Übeltäter“ ermahnt.


In den 1970er und 1980er Jahren verlief die Zusammenarbeit der Schule mit verschiedenen Vereinen aus Hadamar (Judo-Club, Turnabteilung der Spielvereinigung), Elz (Tischtennisclub, Leichtathletikabteilung des Turnvereins) sowie Limburg (Hockeyclub) gut und sehr erfolgreich. 1976 begann mit dem sensationellen Bundessieg im Fußball Wettkampf III/ Jungen und der Teilnahme der Turner im Wettkampf II/ Jungen beim Bundesentscheid in West-Berlin ein außerordentlich erfolgreiches Jahrzehnt der FJLS im Rahmen des Turniers „Jugend trainiert für Olympia“. 1977 folgte der Bundessieg im Hockey Wettkampf III/ Jungen. Für teilnehmende Schüler wie für die Betreuer ein tolles Erlebnis! Immerhin durften in diesen Jahren alle Mannschaften zum Bundesentscheid nach West-Berlin mit dem Flugzeug anreisen; Fußballspiele z.B. fanden im Olympiastadion statt und der Stellenwert des Wettbewerbs in der westdeutschen Öffentlichkeit war damals weitaus höher als heute. Natürlich waren diese Erfolge unserer Schüler im Wesentlichen der guten Zusammenarbeit mit den o. g. Vereinen zu verdanken, denn in den jeweiligen Vereinen wurden die Talente entsprechend gefördert, ihre Vereinstrainer leiteten zugleich Neigungs- und Leistungsgruppen in der Schule, die an Nachmittagen mittlerweile gute räumliche Bedingungen in Hallen und auf dem Sportgelände der Schule vorfanden. 1977/78 war nämlich die Schule zum Schulsportzentrum ernannt worden, was zur Folge hatte, dass zusätzliche Landesmittel u. a. für die Einrichtung von Leistungsgruppen in Leichtathletik, Handball, Judo, Hockey und Geräteturnen zur Verfügung standen.


Das erfolgreichste Jahr der Schule im Wettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“ war das Jahr 1983. Gleich vier Schulmannschaften in vier verschiedenen Sportarten waren Hessenmeister geworden und durften Hessen in West-Berlin beim Bundesentscheid vertreten: Tischtennis Wettkampf III / Mädchen, Hockey Wettkampf II / Jungen, Turnen Wettkampf III / Jungen und Leichtathletik Wettkampf II / Mädchen. Der damalige - sehr sportbegeisterte - Schulleiter Hermann Jung ließ es sich nicht nehmen, „seine“ vier Mannschaften in West-Berlin beim Bundesentscheid zu besuchen und abends in einem Lokal einzuladen.


Wenn auch die große Schülerzahl in den genannten Jahren eine hervorragende Möglichkeit für die Talentsuche für Wettkampfmannschaften bot, so bedeutete sie gleichzeitig eine außerordentliche Hürde für schulinterne Wettbewerbe. Bundesjugendspiele mit über 2000 Teilnehmern waren kaum mehr in einem vertretbaren Zeitrahmen als Schulsportfest zu organisieren und wurden deswegen nach 1979 im Klassenverband durchgeführt, wodurch natürlich der Sportfestcharakter weitgehend verloren ging. Quasi als Ersatz dafür wurde dann ab 1983 jährlich ein stimmungsvoller „Schulsportabend“ durchgeführt - in der Regel vor voll besetzter Zuschauertribüne unter Einbezug der Big Band, mit Sportlerehrungen, Klassenwettkämpfen sowie dem unverzichtbaren Fußball- oder Handballspiel der Lehrer gegen eine Schülermannschaft.

 

Karlheinz Kopp, StD i. R.

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