Wenn „Großstadt-Menschen“ Lehrer auf dem Lande werden

 

Anfang 1973 hieß es für einige der frisch gebackenen Lehrer aus dem Rhein-Main-Gebiet, den Dienst an der Fürst-Johann-Ludwig-Schule anzutreten. Eine neue Erfahrung für alle, die neu ankamen, und für die, die schon da waren.

Wie kam es dazu? Das HKM schickte in dieser Zeit alle neuen StR z.A. in die Schulen, wo es den größten Lehrermangel gab, also auf dem sog. „Land“. Für mich, der aus Offenbach stammt und die Studienzeit vorwiegend in Frankfurt, aber auch in Frankreich und Spanien, verbrachte, war laut HKM die Alternative „Odenwald“ oder „Westerwald“. Also, auf nach Hadamar - Limburg kannte ich ja, meine Mutter hat dort nahe Verwandte.

Die bereits Diensttuenden beäugten anfangs mich und meine neu angekommenen Kollegen mit Misstrauen. Schon unsere Kleidung unterschied uns von vielen bereits tätigen Lehrern, fast nur Männer übrigens. „Was ist das für einer? Kommt im Pullover hierher!“, war der für meine Ohren eigentlich nicht gedachte Ausruf einer älteren Kollegin. Aber junge Lehrer haben nun einmal gute Ohren.

Neben Geschichte hatte ich als Fach auch noch Französisch. Viele Kollegen dachten, wenn man Latein könne, müsse man eigentlich gar nicht Französisch lernen, das komme durch Latein wie von selbst. In Unkenntnis der französischen Sprache kann man ja schon einmal auf diesen Gedanken kommen. Somit wurde mir schnell klar, dass ich mich mit meinem Fach nicht so leicht werde etablieren können. Das bedurfte einer längeren Phase der Durchsetzungskraft und der Auseinandersetzung, wobei die Elternberatung zur Wahl der 2. und 3. Fremdsprache der eigentliche Höhepunkt eines jeden Schuljahres wurde. Dennoch gelang es mir, einen gewissen Respekt und eine gewisse Anerkennung zu erreichen, so dass alsbald die Konflikte merklich weniger wurden.

Der entscheidende Durchbruch für Französisch war allerdings, dass es beim Start der reformierten Oberstufe 1979 gelang, langfristig einen Leistungskurs in Französisch zu etablieren. Dazu tat der Mainstream sein Übriges: Der Trend ging im Laufe der Jahre eindeutig zu Gunsten der modernen Fremdsprachen.

Dann gab es da noch ein weiteres Anfangsproblem. Mein drittes Fach war Spanisch, was ich zunächst einmal verschwieg, warum auch immer. Der damalige pädagogische Leiter, Herr Gerhard, entdeckte aber 1974 in den Unterlagen, dass ich in Spanisch eine Lehrbefähigung für die gymnasiale Oberstufe hatte. Er wollte, dass ein Unterricht in Spanisch eingeführt werde. Das rief nun einige auf den Plan, die überhaupt nicht einsahen, auch noch diese Sprache in Hadamar einzuführen. Sie liefen Sturm beim damaligen Schulleiter Hermann Jung, der aber die Neueinführung von Spanisch als 3. Fremdsprache ab Klasse 9 befürwortete und dann nach der Oberstufenreform ab 1979 Spanisch als neu beginnende Fremdsprache in Klasse 11 festlegte.

Der erwähnte Mainstream bewirkte nach 2000, dass Eltern in zunehmendem Maße Spanisch als 2. Fremdsprache forderten. Das hat die Schulleitung stets abgelehnt, was ich als frankophiler Mensch auch immer befürwortete, denn viele dachten, dass Spanisch leichter sei als Französisch. Na ja, Irrtum nicht ausgeschlossen.

Bei meinem endgültigen Abgang 2016 war die Fürst-Johann-Ludwig-Schule längst zu einer Schule geworden, die einer Großstadtschule gleichkam - mit dem Unterschied, dass das schulische Zusammenleben ein fruchtbareres Arbeiten ermöglichte als in vielen Schulen vieler Großstädte.

 

Walter Metzler, OStR i. R.

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