Spanisch-Unterricht an der Fürst-Johann-Ludwig-Schule - ein Rückblick

 

Der Spanisch-Unterricht hat in Hessen in den letzten Jahren einen fulminanten Aufstieg erlebt. Fast alle weiterführenden Schulen (Gesamtschulen, Gymnasien) bieten Spanisch als 2. und/ oder 3. Fremdsprache an, manche sogar als 1. Fremdsprache. An nicht wenigen Gymnasien hat Spanisch als 2. Fremdsprache Französisch und Latein in den Hintergrund gedrängt.

Vor mehr als 40 Jahren war das Fach Spanisch ein echter Exot in Hessen. Die Lehrkräfte, die diese Sprache unterrichteten, waren in aller Regel zugleich Französisch-Lehrer, denn nur über Französisch war ein Zugang zum Spanisch-Studium z. B. an der Universität in Frankfurt möglich. Man konnte die Lehrbefähigung in Spanisch nur als Erweiterungsprüfung zu seinen beiden anderen Fächern überhaupt ablegen. So habe ich nach meinem Ersten Staatsexamen in Französisch und Geschichte ein Jahr später diese Erweiterungsprüfung absolviert.

Damit ausgerüstet, trat ich meinen Dienst als Lehrer für Französisch und Geschichte 1973 in Hadamar an. Der damalige pädagogische Leiter, Rudolf Gerhard, hat wohl in meiner Akte das Zeugnis über die Erweiterungsprüfung in Spanisch entdeckt und sich für das Angebot Spanisch als 3. Fremdsprache stark gemacht, allerdings war auch der damalige Schulleiter, Hermann Jung, diesem Plan nicht abgeneigt und so konnte 1974 erstmals ein Angebot als 3. Fremdsprache für die Klassen 9 des gymnasialen Zweiges in Spanisch gemacht werden.

Für mich war es ein spannendes und zugleich herausforderndes Projekt. Schon allein die Frage, welches Lehrbuch denn geeignet sei, stellte mich vor ein allerdings schnell gelöstes Problem: Es gab nur ein einziges geeignetes Buch, das leider nur für den Unterricht für Erwachsene konzipiert war, bei allen gängigen Schulbuchverlagen war überall nur Fehlanzeige. Auf Erfahrungen konnte ich auch nicht zurückgreifen, ich kannte ja noch nicht einmal einen Kollegen, der auch Spanisch unterrichtete.

In Hadamar war das Interesse am Spanisch-Unterricht seitens der Schüler am Anfang ziemlich gut. Es gab in den Klassen 9 und 10 je eine Gruppe in der 3. Fremdsprache, kritisch beäugt von einer ganzen Anzahl von Kollegen, die die Entscheidung der Schulleitung, Spanisch anzubieten, nicht so recht nachvollziehen konnten oder wollten.

Eine wichtige Veränderung gab es bereits schon 1979 mit der Einführung des Kurssystems auf der gymnasialen Oberstufe. Da regelmäßig Realschüler in die Klasse 11 der Oberstufe aufgenommen wurden, stellte sich oft das Problem, dass diese Schüler die zweite Fremdsprache nachlernen mussten, wenn sie in den Klassen 7-10 keine solche in der Realschule hatten. Es gilt die Regel: Kein Abitur ohne den Nachweis von zwei Fremdsprachen! Diese Neuzugänge wurden immer mit den verbliebenen G-Schülern, die bereits in den Klassen 9 und 10 eine 3. Fremdsprache hatten, in einem Kurs zusammengefasst, was dazu führte, dass einige eben zwei Jahre diese Sprache hatten, die anderen sie aber neu beginnen mussten. Für Schüler und Lehrer kein Vergnügen, eher deprimierend manchmal. Außerdem war die angebotene Sprache nicht immer dieselbe, einmal war Latein betroffen, im nächsten Jahr Französisch. Die Lösung des Problems war einfach: Spanisch beginnt nur in Klasse 11 und bietet somit allen Schülern die gleichen Chancen eines Neubeginns. Diese von mir forcierte Regelung hat sich eigentlich bis heute bewährt.

Da eine Reform der Oberstufe den Bildungspolitikern ja nicht genügte, gab es dann noch einige Änderungen, bis Spanisch schließlich als vierstündiger Grundkurs unterrichtet wurde, so dass die betroffenen Schüler bis heute dieses Fach als 3., 4. oder 5. Prüfungsfach im Abitur wählen können.

So hat sich die Einführung des Faches Spanisch in Hadamar durchaus zur Erfolgsgeschichte entwickelt und Spanisch gehört nun zum festen Repertoire unserer an Angeboten recht reichen gymnasialen Oberstufe.

 

Walter Metzler, OStR i. R.

 

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